🕵🏻♂️ „Ich hätte da noch 'ne Frage..."
Mit welchen Fragetechniken ihr die Leute zum Reden bringt - mit Psychotherapeutin Miriam Junge
Hallo und herzlich willkommen!
Wie man Menschen zum Reden bringt, weiß kaum jemand so gut, wie Miriam Junge. Sie ist psychologische Psychotherapeutin und Coach. Gemeinsam mit Angelika Vandamme bietet sie Webinare für Personen an, die im Bereich Kommunikation, Coaching und Führung mehr wissen, auffrischen oder vertiefen wollen.
Für den heutigen Newsletter „How to Story“ hat Miriam für euch Fragetechniken aus der Psychotherapie zusammengestellt. Diese Techniken könnt ihr immer anwenden, wenn ihr wirklich etwas von eurem Gegenüber erfahren wollt.
Ich übergebe an Miriam: ⬇️
1. Columbo-Technik
🕵🏻♂️ Die Columbo-Technik, benannt nach der TV-Figur Lieutenant Columbo, ist eine Fragetechnik, die durch unaufdringliche und scheinbar naive Befragung entscheidende Informationen von Gesprächspartnern erhält. Diese Technik ist besonders nützlich, wenn man Informationen sammeln möchte, ohne dass der Gesprächspartner sich defensiv verhält.
Merkmale
Scheinbare Naivität: Der Fragesteller gibt sich unwissend, um dem Gesprächspartner zu mehr Informationen zu entlocken.
Unaufdringlichkeit: Fragen werden freundlich und unaufdringlich gestellt.
Detailfragen: Einfache, gezielte Fragen, die zu detaillierteren Antworten führen.
Nachfragen: Häufige Nachfragen wie "Nur noch eine Frage..." oder "Da fällt mir gerade noch etwas ein...".
☝️Beispiele
"Entschuldigen Sie, aber könnten Sie mir noch einmal erklären, wie das genau abgelaufen ist?"
"Nur um sicherzugehen, dass ich das richtig verstehe, warum haben Sie sich in diesem Moment so entschieden?"
"Also, wenn ich das richtig verstehe, sagen Sie, dass...?“
„Oh, ich habe das wohl falsch verstanden, könnten Sie das bitte noch einmal erläutern?“
😊 Vorteile
Reduziert Verteidigungshaltung: Da der Fragesteller als harmlos und unwissend erscheint, fühlt sich der Gesprächspartner weniger bedroht und ist eher bereit, offen zu sprechen.
Erhöht Informationsfluss: Die scheinbare Naivität und häufigen Nachfragen führen oft dazu, dass der Gesprächspartner mehr Informationen preisgibt, als er ursprünglich beabsichtigt hat.
Fördert Offenheit: Durch die unaufdringliche Art der Befragung fühlt sich der Gesprächspartner wohler und ist eher bereit, detaillierte und ehrliche Antworten zu geben.
🤨 Nachteile
Missbrauchspotential: Wenn die Technik manipulativ oder unethisch eingesetzt wird, kann sie das Vertrauen und die Beziehung zwischen den Gesprächspartnern beschädigen.
Erfordert Geschick: Die Technik erfordert eine sorgfältige Balance und gute Menschenkenntnis, um glaubwürdig und effektiv zu sein, ohne dass der Gesprächspartner das Gefühl hat, manipuliert zu werden.
Nicht immer angemessen: In manchen Situationen, insbesondere wenn schnelle, direkte Antworten erforderlich sind, kann diese Technik ineffektiv sein.
2. Zirkuläre Fragen
👩👩👧👦 Zirkuläre Fragen sind eine Fragetechnik, die häufig in der systemischen Therapie und Beratung verwendet wird. Diese Technik zielt darauf ab, die Beziehungen, Wechselwirkungen und Perspektiven innerhalb eines Systems (z.B. Familie, Team) besser zu verstehen. Zirkuläre Fragen helfen dabei, Muster und Dynamiken aufzudecken, indem sie die Befragten dazu bringen, über die Sichtweisen und Reaktionen anderer nachzudenken.
☝️Beispiele
Beziehungsfragen: "Wie glauben Sie, fühlt sich Ihr Partner, wenn Sie so reagieren?"
Perspektivenfragen: "Was denken Sie, wie Ihre Kollegin diese Situation sieht?"
Veränderungsfragen: "Wie würde sich die Dynamik in Ihres/Teams ändern, wenn Sie diese neue Strategie umsetzen würden?"
Hypothetische Fragen: "Wenn Ihr Chef morgen plötzlich kündigen würde, wie würden die Teammitglieder darauf reagieren?"
😊 Vorteile
Erhöhtes Verständnis: Sie fördern ein tieferes Verständnis der Beziehungen und Dynamiken innerhalb eines Systems.
Neue Perspektiven: Durch den Perspektivenwechsel können neue Einsichten und Lösungsansätze entstehen
Aufdeckung von Mustern: Zirkuläre Fragen helfen, wiederkehrende Muster und Verhaltensweisen zu identifizieren, die möglicherweise Probleme verursachen.
🤨 Nachteile
Komplexität: Diese Fragen können komplex sein und erfordern oft ein hohes Maß an Reflexion und Abstraktionsfähigkeit.
Zeitintensiv: Die Beantwortung und Diskussion zirkulärer Fragen kann zeitaufwendig sein.
Erfordert Geschick: Der Fragesteller muss geschickt vorgehen, um sicherzustellen, dass die Fragen sinnvoll und produktiv sind, ohne Verwirrung oder Widerstand zu erzeugen.
3. Skalierungsfragen
🔟 Skalierungsfragen sind ein häufig verwendetes Werkzeug, um Gedanken, Gefühle oder Verhaltensweisen einer Person besser zu verstehen und zu quantifizieren.
Numerische Bewertung: Skalierungsfragen fordern die befragte Person auf, ihre Antwort auf einer numerischen Skala zu platzieren, typischerweise von 0 bis 10, wobei 0 oft für das niedrigste und 10 für das höchste Niveau eines bestimmten Aspekts steht.
Objektivierung: Emotionen, Meinungen und subjektive Wahrnehmungen werden in messbare Einheiten umgewandelt, was die Kommunikation und das Verständnis erleichtert.
Flexibilität: Skalierungsfragen können auf verschiedene Themenbereiche angewendet werden, z.B. auf Zufriedenheit, Angst, Selbstvertrauen oder das Ausmaß eines Problems.
☝️ Beispiel:
„Auf einer Skala von 0 bis 10, wie zufrieden sind Sie aktuell mit Ihrer Arbeitssituation, wobei 0 für überhaupt nicht zufrieden und 10 für vollkommen zufrieden steht?“
4. Fragetechniken richtig einsetzen
☑️ Check-in Fragen: Sie lockern das Gespräch zum Anfang auf. Sehr aufschlussreich und beliebt sind z.B. Skalierungsfragen. Wenn du ein konkretes Thema vorgeben möchtest, kannst du auch das Thema einleiten und zum konkreten Thema eine offene Frage stellen. („Wie siehst du das Thema?“)
⏰ Der richtige Zeitpunkt: Einen Gesprächstermin zu vereinbaren, wenn ein Tag schon voller Meetings ist und/oder eine Deadline ansteht, können bestimmte Fragen eher überfordernd wirken. Also suche dir lieber einen Moment, der günstiger ist.
🤝 Consent einholen: „Darf ich dir dazu noch eine weitere Frage stellen? Das interessiert mich nämlich sehr.“ Solche Fragen suggerieren dem Gegenüber ein tiefgehendes Interesse an ihm/ihr und dem Thema.
❓ Containment: Paraphrasieren, indem man die Stimme am Ende des Satzes hebt und ihn so von einer Aussage zu einer Frage macht. Auch gut: „Habe ich das richtig verstanden, dass...?“
👩❤️👨 Empathie: „Ich könnte mir vorstellen, dass es ganz schön überfordernd ist... Geht dir das auch so?“
Skills: „Was kannst du gut?“ vs „Was sagen andere, was du gut kannst?” (= zirkuläres Fragen) Es fällt vielen Menschen leichter zu sagen, was andere an ihnen schätzen, als das, was sie selbst an sich gut finden. Oft ein Gamechanger!
❤️ Das wars für heute, herzlichen Dank an Miriam!
Ihr könnt Miriam oder VanJunge bei Instagram oder LinkedIn folgen. Wenn ihr einen Deep Dive zum Beispiel zum Thema "Wie frag ich richtig? - Fragetechniken" buchen wollt, findet ihr alle Angebote hier. Sagt, dass ihr von mir kommt oder nennt das Codewort “How to Story” und ihr bekommt 10% Rabatt. Stark!
👩🏻🦰 Auch Carline könnt ihr weiterhin buchen!
Ihr könnt mich buchen als Kommunikationscoach für Führungspersonen.
Verbände, Organisationen oder Parteien können mich buchen für Strategie-Workshops in Social Media, Community Building, Storytelling und Newsroom-Aufbau.
Ihr könnt mich für eure Veranstaltung anfragen als Moderation und Vortragsrednerin.
Ihr könnt mich buchen, damit ich für oder mit euch eine Rede schreibe