👩🏻🏫 Die Kraft der Anekdote am Beispiel Andrea Nahles
Wie ihr um die Ecke denkt, um wirklich gute Anekdoten zu finden
Liebe Hurra-Community,
Jede Geschichte wird besser, wenn sie überraschend ist und kleine Anekdoten liefert, mit denen niemand rechnet. Wenn ihr eine Geschichte über eine Person erzählen sollt, müsst ihr zur ReporterIn werden und im Umfeld der Person recherchieren, um die es geht. Keine Sorge, ihr müsst keine Mülltonnen durchwühlen.
🕵️♀️ Ihr braucht Informanten!
Völlig klar: Ihr braucht Menschen, die euch etwas über die Person verraten, um die es in der Rede geht. Wer das sein könnte, variiert nach Anlass. Für private Anlässe könnt ihr Eltern, Geschwister, beste FreundInnen oder PartnerInnen interviewen. Heute dreht es sich aber um einen offiziellen Anlass. Sagen wir, es geht um Cem:
🤵🏻♂️ Cem (44) hat ein Start-up gegründet. Oder übernimmt einen Vorstandsposten. Oder eine hohe politische Position.
Ihr sollt die Rede schreiben, mit der Cem in seiner neuen Position begrüßt und einem ausgewählten Publikum vorgestellt wird. (Es kann auch ein offizieller LinkedIn-Post sein oder ein Text auf der Website.) Auf jeden Fall braucht ihr braucht Informanten, die euch etwas über Cem erzählen.
Nahles und die Frau vom Sicherheitsdienst
Für eure Rede helfen euch Kleinigkeiten, Nebenschauplätze oder unerwartete Geschichten. Ein Beispiel: Als Andrea Nahles (SPD) im Sommer 2019 von ihrem Partei- und Fraktionsvorsitz zurücktrat, war es eine kleine Anekdote, die zum Symbol ihres Rücktritts wurde.
👮🏽♀️ “Als Nahles das Willy-Brandt-Haus verlässt, umarmt sie eine schmale Frau vom Sicherheitsdienst. Der Frau war es ein Anliegen, Nahles noch einmal Danke zu sagen - für den Mindestlohn, der dafür sorgte, dass die Angestellte besser verdient.” (Nachzulesen in der SZ)
Diese kleine Szene erzählt eine große Geschichte: Nahles hat mit ihrer Politik konkret das Leben der Menschen verbessert. Sie wird dafür gesehen und wertgeschätzt. Nahles ist nah bei den Leuten, weshalb man sich sogar traut, sie zu umarmen. Und genau diesen Menschen wird Andrea Nahles und ihre Politik fehlen.
💥 Boom. Besser kann es nicht laufen, exakt so etwas braucht man für ein Porträt, eine Reportage oder eine Rede. Nicht immer bekommt man eine solche Szene auf dem Silbertablett präsentiert. Manchmal muss man genau diese Menschen suchen und ihnen die richtigen Fragen stellen.
Denkt um die Ecke
Überlegt also genau, ob es eine Person gibt, im Umfeld von Cem gibt, die niemand auf dem Zettel hat, die aber oft (flüchtigen) Kontakt zu ihm hatte?
Gibt es ein Café, in dem er sich jeden Morgen Kaffee holt?
Gibt es im Arbeitsumfeld eine Empfangsdame, einen Parkhauswächter, eine Fahrerin, einen Concierge, einen Techniker, eine Lieferdienstmitarbeiterin, eine Visagistin?
Gibt es ein Stammlokal, eine Stammkneipe, einen Kiosk, ein Fitnessstudio, einen Angelverein, einen Schachclub?
👔 Es könnte ja sein, dass Cem an besonders stressigen Tagen im Auto immer einen bestimmten Song hören will. Oder dass er eine „Glückskrawatte“ hat, von der niemand weiß. Oder dass er beim Kippen kaufen immer Trinkgeld gibt. Solche Dinge sind pures Gold.
Wen ihr noch befragen könnt
Wer hat Cem in der Vergangenheit gefördert? Wer hat sein Talent schon früh erkannt?
Wen hat wiederum Cem gefördert oder unterstützt? Gibt es Praktikanten oder Mentees?
Wer hat Cem Steine in den Weg gelegt, könnte aber dennoch etwas Respektvolles über ihn sagen?
Wer hat sonst noch eng oder besonders lang mit ihm zusammengearbeitet?
Vorbereitung
Ihr solltet das Gespräch mit euren Informanten sehr gut vorbereiten. Nicht allen Menschen fällt es leicht, auf Knopfdruck etwas über eine Person zu erzählen.
Ihr könnt ein paar Fragen vorab schicken. Es gibt Leute, denen das hilft. Aber Vorsicht: Manche Leute geraten auch in Panik, weil sie vor den Fragen sitzen und ihnen nichts einfällt. Sie brauchen eure Nachfragen im Gespräch.
Ich schicke immer nur drei Fragen vorab, um eine Richtung vorzugeben und kündige an, dass wir den Rest gemeinsam im Gespräch klären.
Erklärt eurer Informanten genau, worum es geht und wo die Informationen am Ende landen. Kündigt an, dass ihr konkrete Fragen vorbereitet habt. Sagt dazu, dass es nicht schlimm ist, wenn man einige von ihnen nicht beantworten kann. Nehmt den Leuten den Druck, dass sie etwas Besonderes abliefern müssen.
Am Ende fragt ihr, ob ihr sie zitieren dürft oder ob sie lieber anonymer Hinweisgeber bleiben möchten. .
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