Hallo und herzlich willkommen! Heute verrate ich euch, wie ihr die Logik der Algorithmen von TikTok und Meta für eure Geschichten und eure Reichweiten nutzen könnt.
Zurzeit wird viel über die “TikTokisierung” der Netzwerke gesprochen. Gemeint ist, dass die jahrelang aufgebaute, treue Follower:innenschaft an Bedeutung verliert.
📽 Wie bei TikTok stellt auch Meta zunehmend die Machart des Beitrags in den Vordergrund. Bedeutet: Ist der Beitrag so produziert, wie es die Plattform möchte, ist er potenziell erfolgreich. Unabhängig von der Zahl eurer Follower:innen. Umgekehrt heißt das auch: Produziert ihr einen Beitrag, der nicht zur Funktionslogik der Plattform passt, kann es sein, dass er kaum sichtbar ist. Auch, wenn euch richtig viele Leute folgen.
Die TikTok-Kategorien
Bei TikTok gibt es vier Kategorien für die Art eines Beitrags, die Menschen gerne konsumieren. Das Prinzip ist übertragbar auf Insta. Das sind die Kategorien:
Entertainment
Educational Content
Kontroverse
Inspiration
Den Journalist:innen unter euch wird das bekannt vorkommen. Klar. Die Kategorien gibt es längst als Ressorts. 1. Panorama, 2. Ratgeber. 3. Meinungskommentar, Punkt 4 “Inspiration” könnte am ehesten etwas sein wie “Good News” oder Constructive Journalism. Das ist also alles nicht neu. Es ist das Handwerk des Storytellings, aber damit nerve ich euch ja eh in jeder zweiten Ausgabe “How to story”…
Wie hilft euch das für eure Beiträge?
Fragt euch bei jedem Beitrag, den ihr plant, ob ihr ihn auf eine der Kategorien zuschneiden könnt. Oder kreiert skalierbare Formate, die ihr regelmäßig abfeuern könnt und die auf eine Kategorie abzielen. Beispiel: “Mein Aufreger der Woche” (Kontroverse) oder: “7 Mythen über XY” (Entertainment) und so weiter.
Entertainment
🤡 Entertainment bedeutet: Unterhaltung. Leichter, schneller Content. Er muss witzig sein oder faszinierend, überraschend oder peinlich, creepy oder cringe. Wichtig: Egal, ob ihr Politiker:in seid oder CEO, Content-Creator oder Verbandspräsident:in: Fragt euch immer, was das Entertainment FÜR EUCH tun kann.
Springt ein Bürgermeister vor der Sommerpause im schicken Anzug vom Drei-Meter-Brett in den Pool, dann ist das witzig. Vielleicht kriegt das Video sogar ein paar hunderttausend Aufrufe. Denkt einen Schritt weiter und versteckt eine Botschaft im Entertainment, wie bei einem Trojanischen Pferd. Der Bürgermeister könnte am Ende des Videos aus dem Wasser auftauchen und straight in die Kamera sagen: “Wir von Partei XY machen uns für euch nass.” Oder: “Folgt mir, wenn ihr Bock habt auf erfrischende Politik von Partei YZ!”
Eine C-Level-Person, die ein EM-Quiz auf TikTok mitmacht, könnte am Ende sagen: “Zugegeben: Von Fußball habe ich wirklich gar keine Ahnung. Dafür aber von Innovation im Bereich xy! Da bin ich quasi der Niclas Füllkrug der Innovation. Folgt mir gerne für schlechte Fußballmetaphern und gute Tipps zum Thema xy.”
Educational Content
☝️Diese Kategorie birgt ein gewaltiges Missverständnis. Es geht nicht darum, den Leuten irgendetwas zu erklären, was man selbst für irre relevant hält.
Educational Content muss für die Nutzer:innen zwei Fragen beantworten: “Lerne ich etwas über mich selbst?” Oder: “Lerne ich etwas, das ich meinem Leben konkret anwenden kann?” KEIN educational content: “Wolltet ihr immer schon mal wissen, was ein CEO/Politiker/Präsident:in den ganzen Tag so macht?” In der Regel will das eigentlich niemand wissen. Es gibt Ausnahmen, aber meistens lautet die Antwort einfach: nein. (Tut mir leid.)
Eine Politikerin könnte stattdessen konkrete Tipps geben, wie man irgendetwas beantragt, ausfüllt, sich engagieren kann. Oder sie verrät, was das Wahlverhalten über den Charakter verrät.
Jemand aus der Wirtschaft könnte Tipps für das Bewerbungsgespräch geben oder wie man sich gegen Boysclubs wehrt. Oder seine eigene Erfahrung nutzen, um zu erklären, welche Art von Menschen sich seiner Meinung nach für welche Jobs eignen.
Kontroverse
😤 Diese Kategorie ist recht selbsterklärend: Ihr seid wütend über etwas oder auf jemanden. Oder ihr stellt eine These auf, die eher unbeliebt ist. Ihr könnt aber auch ein eher wenig kontroverses Thema anschneiden. Ein Politiker könnte sein Thema einleiten mit: “Ich habe gehört, auf dieser Plattform funktionieren vor allem Hass und Hetze, ich mache da aber nicht mit und bringe einfach mal gute Nachrichten mit. So kann man auch im CTA immer wieder aussteigen: “Ihr wollt weniger Hass und Hetze und mehr gute Nachrichten zum Thema xy, dann folgt mir gerne!”
Inspiration
✨ In dieser Kategorie könnt ihr pathetisch werden. Hier geht es um die reelgewordenen Kalendersprüche. Ihr könnt natürlich gelegentlich die Zitate von inspirierenden Persönlichkeiten teilen, die auf euer Thema einzahlen. Noch besser wäre es aber, wiederkehrende persönliche Formate zu finden, die einen inspirierenden Dreh haben: “Ratschläge, die ich jemandem geben würde, der…” / “Was ich als XY gerne vorher gewusst hätte …” / “Was ich auf meinem Weg zu XY gelernt habe …” / Empowerment für eine bestimmte Zielgruppe / Mutmachformate / Fuck-Upformate.
Bonustipp: Der digitale Werkzeugkasten für Newsrooms
🛠 Die Arbeit nach diesen oder ähnlichen Kategorien kann auch die Arbeit im Newsroom deutlich erleichtern und strukturieren.
(Ihr könnt auch völlig andere Kategorien definieren, die für eure Kommunikation relevant sind, das ist aber ein anderer Newsletter.) Legt pro Kategorie ein paar Formate fest, auf die ihr immer zurückgreifen könnt. So baut ihr einen digitalen Werkzeugenkasten und wenn ein neues Thema aufkommt, müsst ihr nicht jedes Mal neu überlegen, was man wohl dazu machen könnte. Ihr guckt in euren Werkzeugkasten und stellt fest: Ah, dieses Thema eignet sich für Inspiration. Da machen wir entweder eine Zitatkachel oder ein Listical oder einen Communityaufruf. Dieses Vorgehen spart viel Mental Load und man kann den Erfolg verschiedener Inhalte hervorragend nachverfolgen und nachbessern.
Das war’s für heute, ihr könnte mir übrigens auch bei Insta folgen und dabei zusehen, wie ich versuche, meine Sprechgeschwindigkeit bei Reels zu verzwölffachen, damit GenZ auch mal dran bleibt… ☺️
👩🏻🦰 Carline buchen
Ihr könnt mich buchen als Kommunikationscoach für Führungspersonen.
Verbände, Organisationen oder Parteien können mich buchen für Strategie-Workshops in Social Media, Community Building, Storytelling und Newsroom-Aufbau.
Ihr könnt mich für eure Veranstaltung anfragen als Moderation und Vortragsrednerin.
Ihr könnt mich buchen, damit ich für oder mit euch eine Rede schreibe.