Hallo und herzlich willkommen!
Es wird viel darüber gesprochen, wie wichtig es ist, die Aufmerksamkeit der Menschen in den ersten Sekunden packen. Meiner Erfahrung nach machen sich aber auch ProfikommunikatorInnen viel zu wenig Gedanken darüber, was sie mit den LETZTEN Sekunden auslösen.
Stellt euch vor, jemand hat euren Text gelesen, euer Video gesehen und legt dann sein Handy zur Seite. Oder jemand hat eure Rede gehört, steht danach auf und verlässt den Raum. Wie geht es der Person in dem Moment? Ist sie beschwingt und motiviert? Ist sie beruhigt oder erleichtert? Hat sie Lust, die Ärmel hochzukrempeln und etwas zu tun? Ist sie nachdenklich oder ängstlich?
⚠️ Es ist schwer, KEINE Gefühle auslösen. Und sei es, jemand bereut, einige Minuten seines Lebens für euren Inhalt geopfert zu haben. Weil ihr ihn gelangweilt habt. Oder weil man nach eurem Inhalt nicht so genau weiß, was man jetzt denken, fühlen oder machen soll. Das könnt ihr ganz einfach vermeiden, mit dem Boulevard-Trick.
Der Boulevard-Trick
🗞 Bevor ihr ein Thema konkret angeht, fragt euch ehrlich, wie es eurer Zielgruppe gerade geht. Überlegt euch, ob ihr dieses Gefühl bestärken, umlenken oder auflösen wollt. Daraus ergibt sich die Richtung eurer Geschichte oder Botschaften.
📈 Nehmen wir an, die Arbeitslosenzahlen steigen auf Rekordniveau. Bevor ihr als politischer oder wirtschaftlicher Akteur anfangt, Statements oder Sharepics dazu zu produzieren, fragt euch einmal: Wie geht es eurer Zielgruppe mit diesen Zahlen? Haben die Menschen Angst? Oder sind sie wütend? Die Antwort auf Frage ist absolut entscheidend, weil sie zwei völlig unterschiedliche Wege der Kommunikation auslösen sollte.
😡 Wut
Sind die Menschen wütend, dann wollen sie in der Regel keine Durchhalteparolen oder positives Framingblabla. (Eigentlich wollen Menschen das grundsätzlich selten, aber das scheint sich vor allem in politischen Parteien noch nicht durchgesprochen zu haben.) Man sollte sich also fragen, auf wen sind sie wütend? Könnte man zusammen wütend sein? (Bestärkung.) Könnte man versuchen, die Wut auf jemand/etwas anderes zu lenken? (Umlenken.) Sollte man vielleicht erstmal zuhören, Verständnis zeigen, echte Augenhöhe herstellen? (Auflösung.)
Gerade, wenn Menschen wütend sind, ist es schwierig, sie mit Erklärungen zu beruhigen. Laut Psychologe Albert J. Bernstein (How to deal with emotionally explosive people) lösen Erklärungen meist nur einen der folgenden Punkte aus:
Man demonstriert Dominanz: “Ich habe alle Fakten parat und sie zeigen, dass Sie falsch liegen und ich richtig.”
Man erweckt den Anschein, sich rauszureden: “Es war nicht meine Schuld, Sie sollten sich bei jemand anderem beschweren.”
😰 Angst
Haben die Menschen Angst, stellt sich auch hier die Frage, ob man dieses Gefühl verstärken, umlenken oder auflösen will. Menschen, die Angst haben, sollte man ebenfalls nicht mit floskelhaftem “Alles-wird-gut”-Unsinn belästigen. Je konkreter man Ängsten begegnen kann, desto eher dringt man durch. Bei Menschen, die Angst haben, sollte man Fragen beantworten, aufklären, Lösungen anbieten, Erfahrungen teilen.
💩 Wie nutzt die AfD Emotionen?
Jede Psychotherapeutin würde an dieser Stelle vielleicht darauf hinweisen, dass Angst und Wut sehr nah beieinander liegen, weil Wut häufig (meistens? immer?) mit Angst beginnt. Oder dass Wut eigentlich die Angst vor etwas ist. Die Bauern haben Angst um ihre Existenz, ihre Zukunft, ihre Höfe, ihre Familien. Diese Angst drücken sie aus mit Wut: in lauten, teils aggressiven Protesten.
Genau so nutzt die AfD Emotionen, um Menschen zu mobilisieren und gegen “die da Oben” aufzubringen. Sie triggert die Ängste der Menschen und verwandelt sie gezielt in Wut. Warum funktioniert das gut? Weil Wut ein besseres Gefühl ist als Angst. Wut ist ein aktivierendes Gefühl und putscht auf, Angst ist lähmend und zieht runter.
Habt ihr Fragen dazu oder konkrete Themen, bei denen ihr nicht wisst, wie ihr eine Emotion bestärken oder umleiten könnt? Schreibt mir!
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